Theologie an staatlichen Universitäten - Relikt oder Modell?: Förderung des freiheitlichen Staatsethos durch integrative Feindpolitik
Zur grundgesetzlichen Entscheidung hinsichtlich des Ob von »Theologie an staatlichen Universitäten« werden im juristischen Diskurs gegensätzliche Ansichten vertreten (Gebot, Verbot und Enthaltung). Die vorliegende Untersuchung nimmt ein grundgesetzliches Gebot an. Indes greift sie auf den religionsv...
Summary: | Zur grundgesetzlichen Entscheidung hinsichtlich des Ob von »Theologie an staatlichen Universitäten« werden im juristischen Diskurs gegensätzliche Ansichten vertreten (Gebot, Verbot und Enthaltung). Die vorliegende Untersuchung nimmt ein grundgesetzliches Gebot an. Indes greift sie auf den religionsverfassungsrechtlichen Klassiker nicht rechtsdogmatisch zu. Infolge der rechtstheoretischen Erkenntnis, dass präskriptive Rechtsnormativität zugleich binnenperspektivisch möglich und metaperspektivisch unmöglich ist, nimmt sie eine mehrperspektivische Rechts- und Ordnungsbetrachtung vor. Die juristische Binnenentscheidung bemisst sich dabei maßgeblich an den religions- sowie integrationspolitischen und staatstheoretischen Bedürfnissen der säkularen, freiheitlichen demokratischen Ordnung des Grundgesetzes. Die Untersuchung erkennt in staatsuniversitärer Theologie eine integrative Feindpolitik, um religiös-weltanschauliche Konfliktlagen im Rahmen einer säkularen Ordnungskonzeption zu befrieden und die Gefahr des religiösen Fundamentalismus mittel- bis langfristig in freiheitsadäquater Weise zu bannen. Der mehrperspektivische Zugriff vermag auch säkularen Gegnern staatsuniversitärer Theologie aufzuzeigen, dass dieses Integrationsinstrument nicht nur im Sinne ihrer religionspolitischen Interessen und staatstheoretischen Grundannahmen ist, sondern auch keine rechtlichen Vorbehalte angezeigt sind. / »Theology at State Universities – Model or Relic?« -- Concerning the constitutionality of teaching theology at state universities, scholars come to a variety of conclusions (requirement, prohibition, or neutrality). In contrast, this work does not analyze the constitutionality of teaching theology at state universities from the perspective of legal dogma alone. Instead, it recognizes that interpretation of constitutional norms is a matter of opinion, and ultimately cannot be isolated from their context: the practical needs of the secular democratic order underlying the Basic Law. This study finds that theology at state universities forms a bulwark against religious fundamentalism by integrating potential enemies of social order into the modern religious framework. Religious communities who accept the invitation for government-funded academic education of faith leaders are then transformed from within in the medium- and long term, pacifying religious and ideological conflicts without state infringement upon religious autonomy and liberty. The multi-perspective approach may convince secular opponents of state-university theology that higher education of faith leaders is not only constitutional, but also serves religious-political interests and preserves basic assumptions of democratic government. |
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ISBN: | 3428553047 |
Persistent identifiers: | DOI: 10.3790/978-3-428-55304-4 |